homify 360°: Secret Garden – Rekonstruktion von Vergangenheit in Gegenwart und Zukunft

Annika Freese Annika Freese
Secret Garden, Moritz Gruppe GmbH Moritz Gruppe GmbH Espacios comerciales
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Vorhang auf! Für eine märchenhafte Immobilien-Geschichte: Hinter dem Namen Secret Garden verbirgt sich ein außergewöhnliches Projekt mit einem nahezu magisch anmutenden Charakter: Ein altes Haus in Berlins Mitte – mit zugemauerten Fenstern, innen voller Bauschutt, heruntergefallener Decken und Taubendreck – wird nach Jahrzehnten vom Projektentwickler Dirk Moritz wiederentdeckt und zeigt unter all dem Schrott und Staub – man mag es kaum glauben – eine lang vergessene und überraschende Historie. Wenn man seinen Blick über die mit Malereien verzierten Wände schweifen lässt, stößt man auf viele andere Details, die den Geist der Immobilie wieder lebendig werden lassen. Fast kann man die ausgelassenen feiernden Gäste sehen, ihre lachenden Stimmen hören und den Tanz auf dem Vulkan im Berlin der Zwanziger Jahre fühlen…  

Das 1904/05 vom Berliner Bauunternehmer Oscar Garbe errichtete Haus, in dem sich erst ein Tanzsaal und später das Varieté-Theater Kolibri befand und das zu DDR-Zeiten von einer Bauschlosserei genutzt wurde, atmet Geschichte, es hat Charakter und es musste in seiner wechselvollen Vergangenheit viel ertragen… Das reizt den Immobilienprojektentwickler Dirk Moritz, Geschäftsführer der Moritz Gruppe GmbH, der ein Faible für solcherlei Herausforderungen hat. Im Mai dieses Jahres wird der Startschuss für die Sanierungs- und Renovierungsarbeiten in der Liegenschaft fallen.  

Wir haben vorab mit Herrn Moritz gesprochen und mit ihm einen Blick in die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Secret Garden geworfen. Dass die Immobilie bei Dirk Moritz in die richtigen Hände gelangt ist, daran haben wir keinen Zweifel, denn er hat bereits mit verschiedenen anderen aufsehenerregenden Projekten bewiesen, dass Wagemut und visionäre Ideen beste Grundlagen für zukunftstaugliche und vor allem tragfähige Konzepte sind. Das Projekt THE:SQUARE³, das wir vor drei Wochen bereits hier bei homify besprochen haben, ist ein weiteres Beispiel für dieses Denken in neue Richtungen, ohne dass der Respekt vor existierenden Strukturen und die Sensibilität für besondere Anforderungen vor Ort verloren gehen.

 

Vergessener Schatz…

So sah der ehemalige Ballsaal im zweiten Obergeschoss des Gebäudes in der Gartenstraße aus, als mit den Aufräumarbeiten begonnen wurde. Man erkennt hier die große, alte Wandmalerei - die sich eigentlich auf einer Leinwand befindet – und derzeit bereits von Expertenhand restauriert wird sowie die zerstörte Struktur einer Kuppelgewölbedecke, die den Ballsaal schmückte. Ursprünglich hatte der Raum eine Höhe von etwa 7 Metern. Durch Feuchtigkeit in der darüber liegenden einfachen Holzbretter-Dach-Konstruktion stürzte das Dach irgendwann herunter und blieb mitten im Raum liegen.

Historische Details

Die Details, die vom Zahn der Zeit zwar angenagt, aber glücklicherweise nicht gänzlich verschlungen wurden, zeugen von einer mondänen Vergangenheit in dem ehemaligen Ballsaal. Ornamente im Jugendstil, die während der Restaurierung natürlich auch aufgearbeitet werden, vermitteln uns einen Eindruck von dem Flair, das an diesem Ort vorherrschte.

Mauern voller Berliner Geschichte

Die Tatsache, dass das Objekt, das mitten im Herzen Berlins liegt, bis 2008 unentdeckt blieb, mag verwundern und auf unsere Nachfrage erzählt uns Dirk Moritz, dass das Sanierungsgebiet Rosenthaler Vorstadt 300 Meter vor dem Grundstück aufhört – das erklärt, warum es bis dato kein öffentliches Interesse an dem Gebäude gab. Hinzu kam auch, dass viele der Anwohner der Nachbargebäude das Haus zwischenzeitlich zu einer privaten Abstellkammer umfunktioniert hatten und insofern auch von dieser Seite keine Ambitionen existierten, das verfallende Haus zu retten. Die damaligen Besitzer – eine tschechische Erbengemeinschaft – warteten eigentlich nur noch auf die Abrisserlaubnis. Doch in diesem Fall können wir wirklich einmal von Glück sprechen, dass die Mühlen der Verwaltung in Berlin so langsam mahlen! Das Kleinod wurde rechtzeitig von Dirk Moritz entdeckt und damit konnte ein wichtiges Stück Berliner Stadtgeschichte vor dem Untergang bewahrt werden.

Ballsaal

Nachdem der große Ballsaal vom Schutt und Müll der letzten Dekaden befreit wurde, erkennt man deutlich die riesigen Fenster, die zugemauert wurden, die Empore, die die Zeit überstanden hat und die Farben an den Wänden. Nun geht es an die Restaurierung und Sanierung des großzügigen Raumes, um seinen Charme zu erhalten und ihn gleichzeitig für moderne Nutzungskonzepte vorzubereiten.

Ballsaal mit neuem alten Gesicht

An diesem Rendering sieht man eindrücklich, welche Art der behutsamen Sanierung der Moritz Gruppe vorschwebt: Es geht darum, den Charakter des Hauses zu bewahren, seine wunderschönen Dekorelemente hervorzuheben und so eine Liaison zwischen Historie und Moderne zu kreieren, die der Identität dieses besonderen Objekts gerecht wird. Das Haus könnte ohne seine Vergangenheit nicht zu dem werden, was es nun wird, gleichzeitig wäre seine Vergangenheit um ein Haar unwiederbringlich verloren gewesen - vielleicht ohne dass sich jemals irgendjemand wieder daran erinnert hätte.

Viel Arbeit

Wenn man mit Dirk Moritz über seine erste Begegnung mit dem Objekt in der Gartenstraße spricht, hört man seine Leidenschaft und spürt die große Faszination, die das gesamte Haus bis heute auf ihn ausübt. Sehr treffend formuliert er einen Vergleich mit dem Gefühl, das man hat, wenn man in der U-Bahn für den Bruchteil von Sekunden dem Blick eines Menschen begegnet, der einen sofort gefangennimmt und den man nicht mehr so schnell aus dem Sinn bekommt. Es war also eine Art Liebe auf den ersten Blick, die ihn traf, als er an einem Herbsttag im Jahr 2008 mit seiner kleinen Tochter auf dem Weg ins Schwimmbad durch einen Zufall auf das Grundstück gelang. Die Geschichte klingt schier unglaublich, aber es begann wohl tatsächlich so: Eine Stahltür, die normalerweise fest verschlossen war, öffnete sich auf wundersame Weise plötzlich; dahinter ein dunkler Hof, Dreck und Mülltonnen, die den Weg zu einem Hintergebäude in der Gartenstraße säumen. Und da stand das alte Haus – mit zugemauerten Fenstern und sicher nicht gerade einladend. Dennoch ließ Dirk Moritz nicht locker und fand schließlich jemanden, der ihm das Haus aufschloss – und ganz schnell war ihm klar, dass die Liebe auf den ersten Blick kein Strohfeuer war, sondern das Zeug zu einer festen Beziehung hatte.

Neue Ideen

Der ehemalige Ballsaal im zweiten Obergeschoss des Gebäudes wird nach der Sanierung über neu gestaltete Fenster mit einer Höhe von sechs Metern verfügen. Vor den Fenstern ist eine großzügige Terrasse geplant, welche die offene Wirkung des Raumes zusätzlich unterstreichen wird. Ansonsten soll die Raumwirkung auch in Zukunft erhalten bleiben – auf Teilungen durch Wände will man verzichten, stattdessen möchte man den Raum mit Wohnmöbeln strukturieren. Eine weitere Herausforderung in diesem Bereich stellt die Deckenkonstruktion dar, die eine Spannweite von 12,5 Metern bewältigen muss – und das frei von anderweitigen Stützen: Hier ist eine modern gestaltete Sichtbeton-Kassettendecke vorgesehen.

Raum für Kreativität

Auch die anderen Geschosse des Hauses sollen künftig wieder nutzbar gemacht werden. Die Planung sieht vor, im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss insgesamt etwa 450 qm Fläche für Ateliers, Gewerbe, kreative Arbeiten und Wohnen zu schaffen. Letztlich – so Moritz – ist es vor allem wichtig, integrative Konzepte zu erarbeiten, die nicht monofunktional geprägt sind, sondern ihren Reiz durch gemischte Nutzung und Funktion erhalten. 

Offene Räume

Im ersten Obergeschoss ist geplant, die offene Raumwirkung vor allem im Bereich der Süd-Ost-Fenster-Fassade zu erhalten. Auch hier soll eine freihängende und lange Terrasse vor den Fenstern den loftartigen Raum zusätzlich aufwerten. Der Rest des großzügigen Bereiches wird flexibel in der räumlichen Gestaltung bleiben und sich somit seiner künftigen Nutzung optimal anpassen können. 

Das Erdgeschoss wird einen großzügigen und direkten Zugang vom Hof erhalten -  hier könnten sich beispielsweise Ateliers oder auch andere Bereiche der Kreativwirtschaft einrichten, die häufig größere Objekte bewegen müssen und außerdem über viel kreativen Spielraum im buchstäblichen Sinn verfügen wollen.

Fassade

Die Fassade zeigt noch immer Einiges an historischen Spuren – so beispielsweise von Modellierung (Bossierung) und Pilastern. Diese Strukturen sollen in teilweisen Rekonstruktionen der historischen Fassade wiederhergestellt werden. Bedauerlicherweise fehlt die Dokumentation der Originalfassaden genauso wie sämtliche Bauunterlagen des Hauses – was bedeutet, dass sämtliche Konstruktionselemente neu ermittelt und geprüft werden müssen. In der Praxis heisst das, der historische Zustand kann nur annähernd nachempfunden werden – Sicherheit über konkrete Details wird man in vieler Hinsicht nie mehr haben. Das ist einerseits eine etwas traurige Tatsache – auf der anderen Seite lässt sie Platz für wunderbare neue Ideen.

Ökologisch und praktisch

Die Planung für den Innenhof sieht mehrere besondere Highlights vor, allen voran eine voll versenkbare Scherenhubanlage, deren Baldachinfläche mit dem Hofbelag versehen wird, sodass sie optisch nicht vom restlichen Boden zu unterscheiden ist und die Einheitlichkeit der Hofgestaltung gewahrt bleibt. Mit dieser hydraulischen Anlage soll die Einfahrt für Autos von Anliegern in die im Keller geplante Tiefgarage realisiert werden. Daneben wurde bereits ein individuelles Konzept für den Gartenbereich erarbeitet, das aus der Anpflanzung einer besonders seltenen, alten Apfelbaumsorte sowie der Ansiedelung einer ebenfalls sehr seltenen und sanftmütigen Bienenart besteht und sich den Licht- und Bodenbedingungen des Ortes optimal anpasst.

Der Secret Garden ist ein Projekt, das mit sehr viel Leidenschaft und Liebe von der Moritz Gruppe entwickelt und realisiert wird. Das kommt nicht nur im Umgang mit dem historischen Erbe des Gebäudes zum Ausdruck, sondern vor allem in den Zukunftsvisionen, die Dirk Moritz beschreibt: Gelebte Historie mit hochentwickelter und moderner Technik zu verbinden, zeitlose Elemente mit den historischen Überbleibseln zu kombinieren und letztlich einen Ort zu schaffen, in dem Vergangenheit lebendig und vor allem nutzbar für die Zukunft gemacht wird – und das sind auch für homify die wichtigsten Gründe, vor dem Projekt Secret Garden den Hut zu ziehen und am Ende dieses Berliner Märchens laut zu klatschen und zu rufen: BRAVO!!!

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